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Baubiologie Warum?

Für mich als Architekt mit beinahe 30 Jahren Berufserfahrung stellt die Baubiologie einen integralen Bestandteil meiner Arbeit dar. In der Praxis erweist es sich allerdings oft als schwierig, Bauherren, seien es nun die klassischen Einfamilienhaus-Bauer oder gewerbliche Bauträger oder institutionelle Anleger von der Sinnhaftigkeit baubiologischer Zielsetzungen zu überzeugen. An sich besteht eine weitverbreitete Bereitschaft zu ökologischem Handeln.

Da es aber auch im nicht unbeträchtlichen Ausmaß um Kosten geht, die eine biologische Bauweise verursachen kann, müssen die Argumente fundiert und nachvollziehbar sein.

Sofern gesetzliche Vorgaben bestehen, wie zum Beispiel hinsichtlich der Energieeffizienz und wirtschaftliche Über-legungen dafür sprechen, sind die Bauherren ohne weiteres für entsprechende Maßnahmen zu gewinnen.

Bauherren, die auf Grund einer eher gefühlsmäßigen Präferenz zum biologischen Bauen tendieren, sind selten. Wenn aber handfeste Daten, und diese sind mittlerweile allgemein zugänglich und anerkannt, für eine biologische Bauweise sprechen, können sachlich und kosten-bewusst denkende Bauherren dafür gewonnen werden.

Baubiologie setzt von Seiten des Architekten eine fundierte Kenntnis der Baustoffe voraus, wie sie durch ein Studium der Architektur allein nicht gegeben ist.

Architektur trägt in einem hohen Maß gesellschaftliche Verantwortung, und die hört natürlich bei den gesundheitlichen Aspekten des Bauens nicht auf.

Es gilt im Einzelfall jeweils den Einsatz von Materialien und Bauweisen nach verschiedenen Gesichtspunkten wie Langlebigkeit, Widerstandsfähigkeit, technische Eignung, Ästhetik, Wirtschaftlichkeit, ökologischen, bauphysikalischen und baubiologischen Kriterien zu be-stimmen.

Auf lange Sicht hat die Baubiologie einen bedeutenden Stellenwert. Man braucht sich nur zu vergegenwärtigen mit welcher Sorglosigkeit Asbest oder verschiedene, wie sich zu spät herausstellte, toxische Holzschutzmittel eingesetzt wurden. Baustoffe, die sowohl in der Herstellung, als auch in der Verarbeitung, in der Nutzung und in der Entsorgung für erhebliche gesundheitliche und finanzielle Schäden verantwortlich waren.

Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ein Gebäude umso besser funktioniert, seine Aufgabe umso besser erfüllen kann, wenn baubiologische Überlegungen in der Planung und in der Ausführung berücksichtigt werden. Einfach gesagt: Baubiologie lohnt sich.

Zwei persönliche Erfahrungen mögen diese Behauptung veranschaulichen.

Tränen in den Augen 1:

Vor einigen Jahren war ich auf der Suche nach neuen Büroräumlichkeiten. Im Gewerbepark Mils, also in für mich gut erreichbarer Lage, wurde mir eine Fläche angeboten. Größe und Belichtung entsprachen meinen Vorstellungen. Die Besichtigung dauerte aber trotzdem keine 5 Minuten, weil mir die vom Kunstfaser-Teppich, von den PVC-Fenstern und von den kunststoffbeschichteten Möbeln und Türblättern abgesonderten Kohlenwasserstoff-verbindungen (PAK,VOC) buchstäblich die Tränen in die Augen trieben.

Das Büro war bereits jahrelang unvermietet gewesen und blieb es auch nach meiner Besichtigung. Als sich vor kurzem ein Mieter fand, hat der alles herausgerissen und neu ausgestattet....

Tränen in den Augen 2:

Ganz und gar entgegengesetzt stellt sich die Situation bei einem von mir im Jahr 2010 in Jerzens für Charly Lentsch geplanten Projekt dar. Dort befinden sich im Dachgeschoss 5 Gästezimmer, die nach baubiologischen Gesichtspunkten gebaut wurden: Holzbauweise, geölter Parkettboden, unbehandelte Holzdecke, unbehandelte Holztäfelung und Möbel, Stoffe aus Naturmaterialien. Nur für die Küche wurden Kunststoffoberflächen verwendet.

Der Bauherr erzählte mir, dass ein Gast, eine Dame aus der Schweiz sich bei ihm für die Qualität des Zimmers überschwänglich bedankt hatte. Sie hatte Tränen in den Augen, weil sie das Zimmer so schön und so behaglich fand und man solche Qualitäten bei Neubauten kaum noch finden kann....ie Frage ist also in Wahrheit: kann man auf Baubiologie verzichten? Wenn man verantwortungsvoll und langfristig auch wirtschaftlich erfolgreich bauen will lautet die Antwort eindeutig: Nein!