daemmungen

Zellulose-Dämmstoffe

Dämmstoffe aus Zellulose werden aus recyceltem Tageszeitungs-Altpapier hergestellt und gehören zur Gruppe der organischen Faserdämmstoffe.
Die Dämmwirkung wird durch den Einschluss ruhender Luft in den Faserzwischenräumen erzeugt.

Hinweise für die ökologische Produktauswahl

  • Insbesondere beim Einblasen loser Zelluloseflocken kann es zu sehr hohen Staubentwicklungen kommen. Die freigesetzte Staubkonzentration hängt neben der Einbausituation (z.B. Zugänglichkeit der Einblasöffnung) maßgeblich von der Art der Verarbeitung, d.h. dem richtigen Umgang mit Werkzeug, Einblasmaschinen und Zubehör ab. Zur Auswahl einer routinierten Fachfirma wird dringend geraten.
  • Bei Verwendung von Zellulose-Dämmstoffen mit Einzelzulassung für die Verwendung in Bauteilen aus Holz im Bereich der Gefährdungsklasse 0 (GK0) nach DIN 68800-2 ist z.B. bei Zwischensparrendämmung kein chemischer Holzschutz notwendig.


Technische Daten (Auswahl)

 

Zellulose-Dämmstoffe

Ausgewählte Produkte: 1)

lose, ungebundene Zellulosefasern

Technische Regeln

Europäische Technische Zulassung (ETA)

Rohdichte [kg/m³] 1.1)

30 - 50 (freiliegend)
40 - 60 (raumausfüllend)

Druckspannung bei 10% Stauchung bzw. Druckfestigkeit [kPa]

k.A.

Bemessungswert Wärmeleitfähigkeit ?d [W/mK]
(gemäß Anhang zu den Übereinstimmungszertifikaten)

0,040 (bei maschineller Verarbeitung)
0,045 (bei manueller Verarbeitung)

Zuschlagsfaktor 2) bezogen auf:
?d = 0,040 W/m²K
?d = 0,045 W/m²K


1
1,125

Wärmespeicherkapazität c [J/(kg*K)]

2.000 

Richtwert der Dampfdiffusionswiderstandszahl ? nach
DIN 4108-4

1 - 2 

Langzeitwasseraufnahme

k.A. 

Baustoffklasse nach DIN 4102

B2 

Euroklasse nachDIN EN 13 501

 E, teilweise B-s2,d0

Beständigkeit

- feuchteempfindlich
- nicht beständig gegen Säuren und Laugen
- durch Borsalz oder Ammoniumphosphat resistent gegen Ungeziefer, Schimmelpilze

Umweltindikatoren 

Summe Primärenergieaufwand nicht regenerierbar [MJ/m³] 3)
(berechnet aus: 3,6 MJ/kg)

108 - 216 

Zum Vergleich: Heizwert [MJ/m³] 4)
(berechnet aus: 24,7 MJ/kg)

741 - 1.482 

Treibhauspotential [kg CO2-Äquivalent/m³] 

k.A.

 

Hauptbestandteile

 

Basismaterial:
(= Rezyklat)

85 - 92% Zellulose i.d.R. aus Tageszeitungs-Altpapier (Remittenden = nicht benutztes Zeitungspapier) 
siehe Allgemeine Informationen / Umweltzeichen RAL-UZ 36

Flammschutzmittel:

ca. 8 - 15% Borsalz (Natriumborate), auch gegen Schimmelpilze
z.T. alternativ:
ca. 8% Ammoniumpolyphosphat
ca. 2% Baum- und Rindenharze (gegen Schimmelpilze)

Bindemittel (nur bei Platten):

Ligninsulfonat, Tallharz, Aluminiumsulfat (Alaun)

Stützfasern (nur bei Platten):

ca. 6% Polyolefinfasern oder Jutegarn (z.T. aus Alt- und Resttextilien)

 

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

 

Gewinnung der Primärrohstoffe / Verfügbarkeit

Der Sekundär-Rohstoff Altpapier ist im Prinzip stetig vorhanden, jedoch schwankenden Nutzungskonkurrenzen unterworfen, die Verfügbarkeiten und Preise beeinflussen.

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

Das Rezyklat Altpapier ist der Hauptbestandteil von Zellulose-Dämmstoffen.

Flammschutzmittel / Borate

Die meisten Zellulose-Dämmstoffe enthalten derzeit noch Borate als Flammschutzmittel. Mit der 30. ATP (Anpassung an den technischen Fortschritt) zur Richtlinie 67/548/EWG (Einstufung, Verpackung und Kennzeichnung gefährlicher Stoffe) wurden Borate und Borsäure als reproduktionstoxisch der Kategorie 2 (R60-61) aufgenommen. Die Übergangsfrist endet am 30.05.2009, so dass spätestens ab dem 01. Juni 2009 die in der 30. ATP vorgesehenen Änderungen rechtswirksam sein werden.
Einige Hersteller von Zellulose-Dämmstoffen bieten inzwischen auch boratfreie Produkte an mit Ammoniumpolyphosphat als Alternative.

 

Umweltindikatoren

 

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Dämmstoffe aus losen Zellulose-Flocken werden auf der Baustelle in eine Verarbeitungsmaschine gefüllt und durch ein Schlauchsystem an die Einbaustelle gefördert. Das Einbringen kann durch offenes Aufblasen (z.B. auf Holzbalkendecken zu nicht ausgebauten Dachräumen), durch Einblasen in dichte Hohlräume oder im Sprühverfahren (angefeuchtete Flocken werden direkt z.B. auf Holzständerwände aufgeblasen) erfolgen.

 

Arbeitshygienische Risiken

 

Faserstäube

Insbesondere beim Einbau loser Zellulose-Dämmstoffe kann es zu sehr hohen Staub- und Faserbelastungen kommen. Über die genaue Größenordnung der bei der Verarbeitung loser Zellulose-Flocken auftretenden Staub- und Faserkonzentrationen sowie über deren gesundheitliche Bewertung liegen noch keine allgemeingültigen Ergebnisse vor. Alle bisher durchgeführten Untersuchungen können nur als Einzelergebnisse für repräsentative Arbeitsabläufe betrachtet werden.

Die freigesetzte Staub- und Faserkonzentration hängt neben der Einbausituation (z.B. Zugänglichkeit der Einblasöffnung) maßgeblich von der Art der Verarbeitung, d.h. dem richtigen Umgang mit Werkzeug, Einblasmaschinen und Zubehör ab. Sehr hohe Staubkonzentrationen wurden im Rahmen eines Forschungsvorhabens beispielsweise auch beim Befüllen der Einblasmaschine gemessen.

Da mit einer Grenzwertüberschreitung zu rechnen ist, müssen in jedem Fall persönliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Alle sich im Baustellenbereich aufhaltenden Personen müssen geeignete Staubfilter oder Frischlufthelme benutzen.

Der Einbau loser Flocken sollte daher nur durch geschulte und erfahrene Fachbetriebe erfolgen. Eine Liste lizensierter Fachbetriebe ist bei den Herstellern erhältlich. Die professionelle Verarbeitung beinhaltet auch die vollständige Reinigung der Baustelle und die sachgerechte Entfernung der aufgetretenen Stäube. Dies erfolgt am einfachsten durch die Umkehrung der Saugrichtung der Einblasmaschine. Reste können so in die Blasmaschine zurückgesaugt werden. Auf eine gründliche Absaugung ist unbedingt zu achten, da i.d.R. die betroffenen Bereiche nicht feucht zu reinigen sind und sich Reste im Zuge des Baufortschritts im gesamten Gebäude verteilen würden.

Die Verarbeitung von Dämmplatten setzt bei Verwendung des richtigen Werkzeugs (Zuschnitt mit Messer oder  Bandsägen mit Staubabsaugung) und sorgfältiger Reinigung erfahrungsgemäß deutlich weniger Staub und Fasern frei als das Verarbeiten loser Flocken oder Schüttungen. Beim Zuschneiden mit – baustellentypischen – Kreissägen ist jedoch ebenfalls mit hohen Staubkonzentrationen zu rechnen.

Fasergeometrie:
Faserdurchmesser Unterschiedlich starke Zerfaserung abhängig von der Art der Rohstoffe (z.B. Altpapier mit unterschiedlich hohem Recycling-Anteil) und der mechanischen Bearbeitung während der Herstellung des Dämmstoffes (Zerfaserung, Hammermühle etc.). Mit steigendem Zerfaserungsgrad steigt auch der Anteil an lungengängigen Fasern stark an.

Arbeitsplatzgrenzwert AGW (früher: MAK-Wert):
Allgemeiner Staub-Grenzwert nach TRGS 900
A-Staub:   3 mg/m³ (alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)
E-Staub: 10 mg/m³ (einatembare Fraktion, früher: Gesamtstaub)

Auch für den Einbau vorkonfektionierter Dämmplatten aus Zellulosefasern wird grundsätzlich zur Verwendung von Atemschutzmasken (Halb-/Viertelmaske mit P1-Filter), geschlossener Arbeitskleidung und insbesondere bei Überkopfarbeiten zum Tragen einer Schutzbrille geraten. Verpackte Dämmstoffe sollen erst am Arbeitsplatz ausgepackt, das Material nicht geworfen oder mit Druckluft abgeblasen werden.

Borate als Flammschutzmittel

Für die Verarbeitung von Zellulose-Dämmstoffen, die mit Borsalzen als Flammschutzmittel behandelt sind, die unter Richtlinie 67/548/EWG (genaue Erläuterung s. Rohstoffe / Ausgangsstoffe) fallen, sollten auch vor dem Eintritt der Rechtswirksamkeit der RL folgende Riskiken (R-Sätze) angenommen werden:
- R 60 kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen
- R 61 kann das Kind im Mutterleib schädigen

 

Umweltrelevante Informationen

 

Wassergefährdung

WGK 1 (schwach wassergefährdende Stoffe) durch Borsalz

 

Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

 

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Eingebaute Zellulose-Dämmstoffe stehen einsatzbedingt nicht in Kontakt zum Innenraum. Innenraumbelastungen durch Feinstäube sind daher bei ordnungsgemäßem dichtem Einbau in der Nutzungsphase nicht zu erwarten.


Untersuchungen zu Faserbelastungen beim Einbau von Zellulose-Dämmplatten, die die Emissionen bis in die Nutzungsphase hinein verfolgten, haben ergeben, dass die Faserbelastung nach Abschluss der Arbeiten und fachgerechter Reinigung der Baustelle schnell wieder auf Werte absinken, die der generellen Grundbelastung durch lungengängige Fasern in Innenräumen entsprechen. Erhöhte Konzentrationen durch eingebaute organische faserförmige Dämmstoffe konnten nicht nachgewiesen werden.

Untersuchungen zum Schadstoffgehalt in Zellulose-Dämmstoffen haben in sehr geringen als unbedenklich deklarierten Mengen Schwermetalle (Blei, Cadmium, Quecksilber), PCB und Formaldehyd festgestellt. Das Vorhandensein von Kohlenwasserstoffen wie Benzol oder Toluol konnte ausgeschlossen werden.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Zellulose-Dämmstoffe stehen einsatzbedingt bei ordnungsgemäßem Einbau in der Nutzungsphase nicht in Kontakt zum Außenraum.

 

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

 

Brandfall

Rauchgasentwicklung wie bei Papier

Wassereinwirkung

Gefahr des Ausschwemmens von Borsalzen (WGK 1) durch Löschwasser

Gesundheitsgefährdung beim Ausbau

Lose Zelluloseflocken müssen beim Ausbau abgesaugt werden, um die Staubbelastung zu minimieren.

Für den Ausbau von Zellulose-Dämmstoffen, die mit Borsalzen als Flammschutzmittel behandelt sind, die unter Richtlinie 67/548/EWG (genaue Erläuterung s. Rohstoffe / Ausgangsstoffe) fallen, sollten auch vor dem Eintritt der Rechtswirksamkeit der RL folgende Riskiken (R-Sätze) angenommen werden:
- R 60 kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen
- R 61 kann das Kind im Mutterleib schädigen

Wiederverwendung

Sortenrein abgesaugte Zelluloseflocken können im Prinzip in gleicher Funktion wiederverwendet werden.
Bei zerstörungsfreiem Ausbau (lose verlegt) ist auch eine Wiederverwendung unverschmutzter Zellulose-Dämmplatten möglich.

Stoffliche Verwertung

Zellulose-Dämmstoffe sind prinzipiell auf gleichem Funktonsniveau wiederverwertbar. Z.T. besteht eine Rücknahmegarantie durch die Hersteller zur Wiederaufbereitung.

Wegen des hohen Anteils an Borsalz sind Zellulose-Dämmstoffe nicht kompostierbar. Inzwischen sind auch Zellulose-Dämmstoffe ohne Borsalz auf dem Markt, die nach Herstellerangabe theoretisch eine Kompostierung zur Verwertung auf Flächen zulassen. Vorraussetzung ist aufgrund des alternativ eingesetzten Ammoniumpolyphosphats eine ausreichende Vermischung mit phosphatfreiem Kompost (Überdüngung).
Zellulose-Dämmstoffe gehören derzeit jedoch nicht zu den für eine Verwertung auf Flächen grundsätzlich geeigneten Bioabfällen gemäß BioAbfV / Anhang 1 (nur unbehandelte Zellulosefaserabfälle aus der Textilindustrie).

Energetische Verwertung

Ist eine stoffliche Verwertung nicht möglich, müssen Zellulose-Dämmstoffe der energetischen Verwertung zugeführt werden.
Heizwert :
Zellulosedämmplatte 17 MJ/kg
Zelluloseflocken 24,7 MJ/kg

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Eine Deponierung von Zellulose-Dämmstoffen ist seit dem 01.05.2005 ohne thermische / energetische Vorbehandlung nicht mehr möglich.

baubiologisch relevante Kenndaten über Zellulose-Dämmung | Quelle: „wecobis“

Zusammengefasst ergibt sich daraus für Zellulose-Dämmstoffe folgende baubiologische und technische Bewertung:

  • Dämmwert vergleichbar mit Polystyrol
  • ausgezeichnete ökologische Werte
  • atmungsaktiv und dampfdurchlässig
  • gesundheitsverträglich
  • Wiederverwertung möglich
  • Kompostierbar sofern keine Bromate als Flammschutzmittel verwendet wurden
  • Thermische Verwertung möglich
für Zwischensparrendämmungen, hinterlüftete Fassade, Holzständerwände geeignet