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Planen statt Sanieren

Bauen und Planen waren seit jeher vielseitige Künste mit großer gesellschaftlicher Relevanz und Verantwortung. Baubiologisches Wissen stärkt die Position des Planers und gibt ihm eine Reihe zusätzlicher Optionen in die Hand, um seiner Verantwortung gerecht zu werden.

Die Anwendung der Baubiologie erfordert Augenmaß und Hausverstand. Vielleicht lässt sich diese pragmatische Haltung am besten durch das Motto- soviel Natur wie möglich, soviel Chemie/ Technik wie nötig- zusammenfassen. Es ist nicht sinnvoll auf alle Vorteile moderner, industriell gefertigten Baumaterialien und Kunststoffe zu verzichten- aber es ist sinnvoll ihren Einsatz auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken.

Es geht also nicht um einen baubiologischen Extremismus, sondern um ein Abwägen von Vor- und Nachteilen beim Einsatz von Baustoffen im Interesse von Umwelt, Gesundheit und Langlebigkeit.

Der Architekt als Baubiologe bietet einen entscheidenden Vorteil: er plant und setzt sein baubiologisches Wissen vorausschauend ein.

Um einen Maßstab für die Behaglichkeit und Lebensqualität von Räumen zu entwickeln,

kann man sich einen einfachen Holzbau ohne jegliche sanitären und elektrischen Installationen und Geräte mit einem Holzofen am einen Ende der Skala (maximale Behaglichkeit) und einen hochtechnisierten Stahlbetonbau mit allem technischen Komfort und glatten Kunststoff-Oberflächen (minimale Behaglichkeit) am anderen Ende der Skala vorstellen. Dazwischen gibt es eine Reihe von Abstufungen. Viele Menschen haben möglicherweise heute kaum noch Erfahrungen mit baulicher Einfachheit und können daher dieses Gefühl der Behaglichkeit nicht abrufen.

Diejenigen, die es kennen wissen, dass es mit einem Höchstmaß an seelischer Entspannung und körperlicher Regeneration verbunden ist. Es sind diese ländlichen Fluchtpunkte, die sich manche in Form von primitiven Wochenendhäuschen erhalten haben, wo man bewusst versucht auf technischen Komfort zu verzichten und der Einfachheit und Naturnähe Raum gibt.

Dieses reizarme Wohnmilieu wird auf Grund seiner Behaglichkeit bewusst oder unbewusst von den meisten Menschen gesucht. Eine baubiologisch fundierte Planung orientiert sich an diesem physiologischen und psychologischen Behaglichkeitserlebnis und versucht es vor-ausschauend zu generieren. Dort wo aus funktionellen oder ökonomischen Gründen Chemie und Technik zum Einsatz kommen, kann mit gezielten Maßnahmen ausgeglichen oder gegengesteuert werden.

Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich sagen, dass bei manchen Bauaufgaben kein Optimum an Behaglichkeit erreichbar ist, weil die finanziellen Mittel fehlen, weil der Einsatz von Haustechnik und Stahlbeton unumgänglich sind, weil ein hohes Maß an elektrischen Installationen erforderlich ist und dergleichen. Aber eine Verbesserung ist durch gezielten Einsatz baubiologischer Elemente immer erreichbar. Und auch das ist der Mühe wert.

All das dient nur einem Ziel: guter Architektur.

Der mit dem Pritzker-Preis 2011 ausgezeichnete portugiesische Architekt Eduardo Souto de Moura drückt das so aus:

„Es gibt keine ökologische Architektur,
keine intelligente Architektur,
keine nachhaltige Architektur-
es gibt nur gute Architektur."