Atelier

Methode

Ist Ihnen schon aufgefallen, dass ein Haus klingt, dass es riecht, dass seine Wände, Böden, Oberflächen spürbar sind? 

Als Benutzer nehmen Sie all diese sinnlichen Qualitäten eines Gebäudes mehr oder wenigerbewusst wahr. So klingt zum Beispiel ein Haus mit glatten, harten, versiegelten Oberflächenunangenehm „hallig“.
Ein Haus mit rauen, offenporigen, naturbelassenen Oberflächen dämpft den Geräuschpegel und schafft Zonen der Ruhe und Rekreation.
Kunststoffbeläge, Lacke, Kleber erzeugen unangenehme Gerüche, während offenporige Stein- und Holzoberflächen sowie natürliche Farben Schadstoffe aus der Luft absorbieren und Wohlgerüche abgeben.
Genauso ist es für den Tastsinn: glatte, versiegelte Oberflächen bieten ihm keinen Anreiz. Dagegen ist es für die Hände ein sinnlicher Genuss, über eine unlackierte, gehobelte Holz-oberfläche zu streichen.
Auch über die Augen erleben wir eine Reihe von Qualitäten: die Formen, die Farben, die Licht-verhältnisse, die Texturen der Materialien, die Proportionen. 

Erst die Summe dieser Sinneswahrnehmungen ergibt ein Ganzes, versetzt uns in Stimmung, berührt uns emotional. 

Durch Emotion entsteht die Verbindung, die Identifikation mit einem Gebäude und Emotion entsteht durch Sinnlichkeit. 

Wir leben in einem visuellen Zeitalter und die visuelle Wahrnehmung ist unmittelbar mit einerintellektuellen Bewertung verknüpft.
Was als schön empfunden wird unterliegt zumeist einer mentalen Programmierung, die durch Bilder von außen gesteuert wird.
Eine Frau muß aussehen wie Britney Spears oder wie Madonna, ein Mann wie Brad Pitt oder Antonio Banderas, ein Apfel wie das Idealbild eines Apfels auf einem Hochglanzfoto. Aber sagt dieses Aussehen irgendetwas über seinen Geschmack aus?
Visuelle Wahrnehmung und Inhalt haben sich im Zeitalter der Massenkommunikation und des Marketings entkoppelt. Für das Auge allein zu bauen ist entschieden zu wenig. 

Es gibt genügend Beispiele zeitgenössischer Architektur, die sich ausschließlich an einer Hochglanz-Ästhetik orientiert und dabei fundamentale menschliche Bedürfnisse ignoriert. 

Die Wahrnehmung eines Gebäudes über alle Sinne erfüllt eine biologische und emotionale Funktion. Klänge, Gerüche, Farben, die Eindrücke des Tastsinns lösen eine emotionale Reaktion aus. Ein sinnlich entleertes Gebäude lässt uns auch emotional kalt. Und umgekehrt hebt einsinnliches Gebäude emotional an.